7.11.2025 / 16:56 Uhr

Caps-Head-Coach Kevin Constantine im Einstandsinterview

„Wenn man die kleinen Sachen gut macht, kann man Großes erreichen.“ Das ist nur eine von vielen Weisheiten, die Kevin Constantine im Einstandsinterview preisgibt. Der 66-jährige US-Amerikaner ist der neue Cheftrainer der Wiener. In wenigen Tagen muss Constantine sein Team auf das Gastspiel in Budapest vorbereiten. Der neue Head-Coach der Wiener spricht in seinem Einstandsinterview über die bisherigen Eindrücke der Mannschaft, seine Philosophie und die kommenden Monate.

Kevin Constantine, willkommen in Wien! Was sind deine Gedanken zu deinem Wechsel zu den Vienna Capitals?


Ich freue mich, für eine Organisation wie die Vienna Capitals tätig zu sein. Ich war schon einmal in der Liga und respektiere sie. Meine zwei Jahre in Fehérvár waren sehr schön. Dabei habe ich mehrfach hier gegen die Capitals gecoacht. Ich kenne also die Stadt und die Liga. Es ist aufregend, wieder in so einer guten Liga zu coachen.


Wie du erwähnt hast, warst du mit Fehérvár schon einige Male in der STEFFL Arena als Gegner zu Gast. Was sind einige Erinnerungen, die du daran hast?


Es ist bekannt, dass die Vienna Capitals die treuesten Fans der Liga haben, das zeigen die Zuschauerzahlen. Wien ist außerdem eine großartige Stadt. In Fehérvár waren die Vienna Capitals immer so etwas wie ein Rivale. Das war damals unser geografisch nächster Gegner. Das hat die Spiele immer besonders gemacht. Ich freue mich darauf, diesmal als Caps-Trainer in der STEFFL Arena arbeiten zu dürfen.


Es ist bekannt, dass du dich akribisch auf jede Situation vorbereitest. Daher nehme ich an, dass du schon einiges über das Team gelernt hast. Was ist dir dabei aufgefallen?


Ich habe mir alles gefühlt mit dreifacher Geschwindigkeit angesehen, da hat die Mannschaft richtig schnell ausgeschaut. (lacht) Ich schaue mir das Team als Ganzes an und versuche herauszufinden, was bereits funktioniert und wo ich vielleicht helfen kann. Es gibt durchaus Elemente, die das Team gut macht, wie die Special Teams zum Beispiel. Das Powerplay und der Penalty Kill sind im Ligavergleich in der oberen Hälfte angesiedelt. Diesen Bereichen muss man sich in erster Linie noch nicht widmen, wenn man im Gegenzug beispielsweise das Fünf-gegen-Fünf-Spiel verbessern kann. Ich habe mir alle Spiele der Mannschaft bereits angesehen. Die Situation lässt sich vielleicht mit einem Auto vergleichen. Wenn man ein Auto reparieren lässt, kümmert man sich um die Sachen, die nicht funktionieren.


Wie sehen die kommenden Tage aus? Das nächste Ligaspiel ist bereits am Mittwoch.


Ein Drittel der Saison ist bereits vorbei. Es ist zwar noch genug Zeit, aber in ein paar Monaten geht es bereits Richtung Playoffs, daher können wir umgekehrt auch keine Zeit verschwenden. Durch meine Erfahrung kann ich sagen, dass es zwischen fünf und acht Wochen dauern wird, bis das Programm implementiert ist. Dabei gibt es keine Abkürzungen. Es macht keinen Unterschied, ob man im August beginnt oder jetzt unter der Saison, es gibt gewisse Schritte, die man absolvieren muss. Ja, wir starten zwar erst jetzt gemeinsam, aber wir legen jetzt schon ein Fundament für die Playoffs. Alles, was wir jetzt machen, soll uns in der Post-Season zugutekommen. Diesen Prozess starten wir so schnell wie möglich.


Jeder Coach hat seine eigenen Vorstellungen, was den Spielstil oder die Philosophie angeht. Was möchtest du von deinem Team am Eis sehen?


Drei Sachen: Ich glaube daran, dass man größtmöglichen Erfolg hat, wenn man das Spiel extrem hart spielt. Wir haben eine wirklich spezifische Vorstellung davon, was das bedeutet. Hart spielen kann für verschiedene Personen Verschiedenes bedeuten, aber wir wissen für uns, was das bedeutet. Das können wir überwachen, auch messen und schnell erkennen, wenn das nicht gemacht wird. Das Zweite ist, detailliert ans Werk zu gehen. Egal, ob man es System oder Struktur nennen mag, aber ich erachte es als hilfreich, wenn alle Spieler auch als eine Mannschaft agieren. Drittens, man kann es Geschwindigkeit nennen, aber für mich geht es um Schnelligkeit im Kopf. Eishockey ist halt ein schneller Sport. Innerhalb eines Shifts kann es sein, dass man fünf- oder sechsmal von Offensive auf Defensive und umgekehrt umschalten muss. In diesen Situationen muss man sich schnell entscheiden, was als Nächstes zu tun ist. Hoffentlich können wir am Ende hart, detailorientiert und im Kopf schnell spielen.


Wenn man deine bisherige Karriere ansieht, fällt auf, dass du Teams, bei denen es nicht so gut lief, übernommen und danach Erfolg gehabt hast. Du bist immer noch Rekordhalter in der NHL, wo du mit den San Jose Sharks für die größte Punktesteigerung von einem Jahr zum anderen gesorgt hast. Was sind einige der Maßnahmen, die man ergreifen muss, um einen Turnaround zu initiieren?


Das Team hat sich dazu entschieden, eine Änderung vorzunehmen, weil man Ziele für die Saison hat. In diesem Fall handelt es sich um den Coach, aber manchmal betrifft es auch Spieler. Wenn man bei jedem der über 20 Spieler am Eis ein oder zwei Elemente verbessern kann, dann sind das über 40 Verbesserungen, wenn man das so sehen will. Der Teufel steckt im Detail. Wenn man die kleinen Sachen gut macht, kann man Großes erreichen. Ich versuche, die kleinen Dinge richtigzumachen, dann fügt sich auch das große Ganze.


Auch wenn du jetzt bei einem anderen Team bist, nehme ich an, dass es dir hilft, dass du durch Fehérvár schon die Liga kennst, oder?


Ich denke, dass es ein kleiner Vorteil ist. Allerdings denke ich, dass Erfolg zu 90 Prozent davon abhängt, ob du die Dinge, die während eines Spiels zu tun sind, richtig machst. Egal, wo ich bin, der Fokus liegt darauf, dass wir das Spiel so anlegen, wie wir es für richtig halten und die Details passen. Ich habe durch meine Erfahrung in der Liga zwar einen kleinen Vorteil, aber die einzelnen Mannschaften haben sich in den letzten Jahren auch verändert. Es wird also dauern, bis ich da auf dem aktuellen Stand bin, aber das ist für das nächste Monat egal. Denn so lange wird es dauern, bis unser eigenes Spiel gefestigt ist. Wenn das geschafft ist, dann werden wir Anpassungen basierend auf dem Gegner durchführen.


Ist es auf der anderen Seite nicht auch aufregend, dass der erste Test mit dem neuen Team in nur wenigen Tagen stattfindet und die Spiele in schneller Abfolge auf euch zukommen?


Ich habe bemerkt, dass Spieler während der Saison maximal vier Trainings absolvieren wollen, bevor wieder gespielt wird. Wir haben fünf Tage Zeit vor dem ersten Spiel in Budapest. Es wäre gut, wenn wir mehr Zeit hätten oder ein ordentliches Camp, um alles vorzubereiten, aber auf der anderen Seite will jeder nach ein paar Trainingstagen einfach nur spielen. Daher denke ich, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn wir jetzt in kurzer Zeit viele Spiele absolvieren.