Heute vor 20 Jahren: Caps gewinnen ersten Meistertitel

12.04.2025 09:00 Uhr

Am 12. April 2005 wurde in Wien-Kagran Geschichte geschrieben. Mit einem 6:2-Sieg gegen den EC-KAC im siebten und letzten Finalspiel sicherten sich die Vienna Capitals den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. „Der damalige Erfolg war sehr wichtig für uns. Es wäre für den Verein wahrscheinlich schwierig geworden, wenn wir zehn Jahre nichts gewonnen hätten. So hat es eine Euphorie um die Capitals und Eishockey in Wien entfacht“, erklärt Caps-Legende Phil Lakos.

Aber von Anfang an. In der vorangegangenen Saison 2003/04 verpassten die Capitals in ihrer damals noch kurzen Vereinsgeschichte erstmals die Playoffs der heimischen Liga. Im darauffolgenden Sommer rüstete der damalige Präsident Hans Schmid auf. Den Caps gelang beispielsweise mit der Verpflichtung von Dieter Kalt ein wahrer Coup. Der Angreifer, der zu diesem Zeitpunkt zwei österreichische, zwei deutsche und einen schwedischen Meistertitel in der Vita stehen hatte, wechselte von Färjestad BK in die Bundeshauptstadt. Peter Kasper übersiedelte aus Innsbruck nach Wien. Im Tor feierte Christian Cseh als Backup für den ehemaligen NHL-Goalie Frédéric Chabot, der aus Nürnberg nach Wien kam, sein Comeback. Zusammen mit Akteuren wie Darcy Werenka, Bob Wren oder Manuel Latusa formten sie eine schlagkräftige Truppe. „In dieser Saison hat die Mischung genau gepasst. Die Chemie in der Mannschaft war hervorragend“, resümiert Lakos angesprochen auf die damalige Meistermannschaft.

Den Grunddurchgang der Saison 2004/05 schlossen die Caps mit acht Punkten Vorsprung auf den EC-KAC als Erster ab. Die Klagenfurter sollten auch die einzige wirkliche Hürde für die Wiener auf dem Weg zum Titelgewinn sein. Im Playoff-Halbfinale, das damals direkt im Anschluss an den Grunddurchgang gespielt wurde, sweepten die Caps die „Best of five“-Serie gegen den EC-VSV mit 3:0. Die Finalserie gegen den EC-KAC verlief hingegen kurios. Bis zum entscheidenden siebten Spiel am 12. April 2005 gewann jeweils die Auswärtsmannschaft die vorangegangenen Duelle. Das verleitete die Caps zum Kniff, das entscheidende Finalspiel vor heimischer Kulisse in den gelben Auswärtstrikots zu bestreiten und die vor Auswärtsspielen üblichen Rituale abzuhalten.

Dabei startete das Entscheidungsspiel für die Caps ungünstig. Eine Sekunde nach Ablauf einer Strafe gegen Peter Kasper brachte Daniel Welser den KAC in der 15. Minute in Führung. Diese sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn der gebürtige Klagenfurter Dieter Kalt glich nur 35 Sekunden später gegen seinen Heimatverein aus. In der 24. Minute brachte David Chyzowski die Wiener erstmals in Führung. Nur 28 Sekunden später erhöhte Ivo Jan per Penalty-Shot.

Der Slowene, der in der Vorwoche mit dem HK Jesenice noch slowenischer Meister wurde, wurde extra für das entscheidende Finalspiel verpflichtet. Mit seinem erfolgreichen Penalty-Shot gegen KAC-Goalie Andrew Verner gelang dem damals 30-Jährigen in seinem einzigen Spiel für die Wiener Geschichtsträchtiges. „Für Ivo Jan war die Situation ein bisschen komisch, glaube ich. Er spielt ein Spiel und ist auf einmal Meister“, erinnert sich Lakos. „Wir haben uns über die Verstärkung natürlich gefreut. Er war mit uns dann aber nicht wirklich feiern, er fühlte sich wohl nicht ganz zugehörig.“

Bis es ans Feiern ging, dauerte es nach dem 3:1 durch Jan aber noch ein bisschen. Gregor Baumgartner (29.) und Kalt (34./PP2) stellten noch vor der zweiten Pause auf 5:1. Anthony Iob verkürzte im Schlussdrittel noch einmal, doch Darcy Werenka sorgte mit seinem Treffer ins leere Tor in der 56. Minute für die endgültige Entscheidung. An dieser Stelle sei Caps-Goalie Frédéric Chabot erwähnt. Der Kanadier zog den Klagenfurtern mit 38 teils fabelhaften Saves den Nerv.

Phil Lakos und Bob Wren verfolgten das Spielgeschehen von der Tribüne aus. „Wir haben ein paar Wasser getrunken“, erklärt die legendäre Nummer vier der Capitals, die sich kurz vor Spielende in Richtung Kabine begab. „Ich bin mit Bob fünf Minuten vor Spielende in die Kabine gegangen und wir haben unsere Monturen angezogen, sodass wir beim Feiern irgendwie das Gefühl bekommen können, als hätten wir tatsächlich gespielt. Wir haben bis zur Schlusssirene an der Bande gewartet und dann ging die Tür auf“, so Lakos.

Und als die Schlusssirene ertönte und die Tür zur Eisfläche aufging, brachen alle Dämme. Angesprochen auf die Szenen nach dem Spiel, muss die Caps-Legende lauthals lachen. Nicht nur Lakos und Wren strömten auf das Eis, auch ein beträchtlicher Teil der in der Schultz-Halle anwesenden Fans stürmte auf die Spielfläche. „Die Security hatte keine Chance, das aufzuhalten. Das war ein einmaliges Erlebnis, so etwas würde es heute nicht mehr geben“, erzählt Lakos, der wie viele andere Teamkollegen um Teile seines Equipments gebracht wurde. „Sehr viele meiner Sachen sind verschwunden. Ich hatte am Ende nur mehr die Hälfte meiner Ausrüstung, es wurde sehr viel geplündert“, auch weil es Fans bei den Feierlichkeiten in die Kabine geschafft hätten, so der ehemalige Verteidiger.

Diese Feierlichkeiten fielen jedenfalls feuchtfröhlich aus. Fotos dokumentieren für die Nachwelt, dass Lakos, Latusa und Co. mit riesigen Sektflaschen auf dem Eis und in der Kabine mit etlichen Bierflaschen hantierten. Dass die legendäre Nummer vier und Wren auf der Tribüne nur Wasser getrunken hätten, wird von einem legendären Premiere-Interview Wrens zumindest in Zweifel gezogen (Zum Video >>>). Noch lange nach Spielende feierten die Fans auf der Eisfläche der ehemaligen Albert-Schultz-Halle, auch Fans des KAC mischten sich unter die Feiernden.

„Der Titelgewinn war damals eine tolle Sache, aber je älter man wird, desto mehr schätzt man das auch. Man merkt erst später, wie schwierig es ist, Meister zu werden. Ich war 19 Jahre dabei und hatte das Glück, das zweimal zu erleben“, erklärt Lakos rückblickend.

So blieb die Meistertrophäe nicht nur erstmals in der Geschichte der Vienna Capitals in Wien, der erste Triumph für ein Team aus der Bundeshauptstadt seit 1962 entfachte eine bis heute anhaltende Begeisterung für die Caps.

 

Vienna Capitals – EC-KAC 6:2 (1:1, 4:0, 1:1)

Tore Caps: Dieter Kalt (16., 34./PP2), David Chyzowksi (24.), Ivo Jan (25./PS), Gregor Baumgartner (29.), Darcy Werenka (56./EN)

Tore KAC: Daniel Welser (15.), Anthony Iob (49.)

 

Line-Up Vienna Capitals

Frederic Chabot, Christian Cseh - Mario Altmann, Robert Lukas, Peter Kasper, Thomas Pfeffer, Darcy Werenka, Leopold Wieselthaler - Gregor Baumgartner, David Chyzowski, Mike Craig, Christian Dolezal, Bernd Jäger, Ivo Jan, Manuel Latusa, Dieter Kalt (C), Christoph König, André Niec, Markus Peintner, Jari Suorsa, Yuri Tsurenkov, Sandro Winkler

Head-Coach: Jim Boni

Nicht im Matchkader: Philippe Lakos, Ray Podloski, Paul Roch, Bob Wren


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