Walter Bartholomäus: „Der Druck ist nicht größer geworden!“

19.12.2005 01:00 Uhr

Walter, Graz war „nur“ ein relativ kurzes Gastspiel für dich. Kann man sagen, dass der Weg zurück zu den Caps der richtige war?

Bartholomäus: Auf jeden Fall. Aber auch Graz hat sich ausgezahlt. Natürlich hatte ich vor mehr zu spielen, aber ich hab auch bei den 99ers wieder Erfahrung gesammelt und etwas dazugelernt. Ich wollte aber unbedingt zurück nach Wien. Vor allem wegen Jim Boni.

Du hast eine Fangquote von über 93 Prozent. Was macht dich derzeit so stark, gibt’s ein Geheimrezept?

Bartholomäus: Nein, nicht unbedingt. Ich versuche einfach, konsequent meinen Weg zu gehen. Ich bereite mich auf jedes Training und auf jedes Spiel intensiv vor, gehe auch danach auslaufen oder setz mich aufs Fahrrad. Diese Dinge nehme ich sehr ernst.

Jim Boni lässt grundsätzlich eher offensiv spielen. Du bist aber auch von deinen Vorderleuten abhängig. Bist du mit ihnen zufrieden?

Bartholomäus: Ich bin sehr zufrieden. Wir machen unsere Defensivaufgaben sehr gut. Ich bin ja nicht nur von den Verteidigern abhängig. Es ist so, dass die Defense von den Stürmern abhängig ist und ich von allen. Aber alle sind in der Defensive konsequent, auch die Stürmer lassen die Verteidiger nicht im Stich.

Man sagt, auf dir liegt nun mehr Druck, weil du als junger Tormann schon die Nummer Eins bist. Siehst du das auch so?

Bartholomäus: Nein, eigentlich nicht. Der Druck ist nicht größer geworden. Es macht ja keinen Unterschied, ob jetzt ein Legionär da ist, oder ein zweiter Österreicher, der genauso spielen könnte. Groß war der Druck nur vor zwei Jahren, als Marko Leinonen durch Bobby Wren ersetzt wurde und ich plötzlich die Nummer Eins war. Damals gab es in Wahrheit nur mich und einen Nachwuchsgoalie. Wenn ich damals schlecht gespielt, oder mich verletzt hätte, dann wäre es wohl ganz aus gewesen. Aber mit Jürgen Penker ist ein zweiter da, der schon genug Bundesligaerfahrung hat und jederzeit seine Leistung bringen könnte, sollte ich einmal patzen. Für mich ist der Druck überhaupt nicht gewachsen, sondern eigentlich nur die Herausforderung. Als Backup hinter Jeff Maund war mein Ziel, so oft wie möglich zu spielen. Jetzt will ich mein Level möglichst lange halten, das ist die neue Herausforderung.

Gert Prohaska und du sind aktuell die neuen Nationaltorhüter. War die Nominierung eine Überraschung für dich?

Bartholomäus: Prohaska hat mich überhaupt nicht überrascht. Der spielt ja schon seit Jahren recht konstant. Dass ich dabei war, hat mich auch nicht unbedingt überrascht, weil nach der Absage von Claus Dalpiaz eigentlich nicht mehr viele Möglichkeiten offen waren. Ich hab gezeigt, dass ich zu Österreichs bestem Torhüterkreis gehöre und dann auch in Turin meine Chance genützt und gegen Italien gut gespielt.

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