Artikel zur Lage der "Eishockeynation" Österreich

08.05.2007 01:00 Uhr

Wir alle konnten das mäßige Abschneiden der österreichischen Nationalmannschaft, bei der A-WM in Moskau, leidend mitverfolgen.

Natürlich kommt es in der Folge zu den immer wiederkehrenden Fragen:

Warum? Was kann man dagegen tun? WER IST SCHULD?

Dazu möchten wir, euch einen Artikel der Tageszeitung "Die Presse" näherbringen, die sich mit der Argumentation der Vienna Capitals weitgehend deckt.

Wir sind auch auf eure zahlreichen Kommentare gespannt und freuen uns auf eure Meinung.

Die Presse" vom 3.5.07:

A-Team muss bei der A-WM um Klassenerhalt zittern. Alarmglocken läuten seit Jahren, auch die Ursachen sind allseits bekannt.

MOSKAU (dat). Österreichs Eishockey steht einmal mehr vor sehr schweren Zeiten. Nach drei WM-Pleiten plumpste das A-Team in die Relegation und gelingt jetzt nicht die komplette Trendwende, droht erneut der Abstieg. Doch so wie sich die Mannschaft beim 2:5 gegen Weißrussland präsentierte, ist Schlimmes zu befürchten: Wechselfehlern folgten Fouls, die in heimischen Hallen zwar von Applaus begleitet werden, auf internationalem Terrain aber mit zwei Minuten auf der Strafbank entlohnt werden. „Check von hinten gegen die Bande“ ist etwa so ein Beispiel und der Wiener Philippe Lakos der erklärte Spezialist dafür. Auch Abwehrverhalten – Rebek, Stewart und Lukas sind angesprochen –, Trefferausbeute und Torhüterleistung hatten keineswegs A-Niveau. Die Bilanz spricht für sich: 5:17 Tore.

Es sind Fakten, denen muss sich Teamchef Jim Boni stellen. Aber in Wahrheit liegt das Problem in Österreich viel tiefer – bei Liga und Verband.

Wunsch und Wirklichkeit

In Österreich sind Ressourcen auf dem Spielermarkt begrenzt. Um heimische Spieler vor einer Legionärsflut zu schützen, die Arbeitsplätze kosten und sich negativ auf das Nationalteam auswirken würde, so die Begründung, installierte der Verband vor Jahren eine Legionärsbeschränkung. Derzeit dürfen pro Klub sieben Legionäre spielen, und das machen sie auch. In spiel-entscheidenden Situationen sind sie, bis auf wenige Ausnahmen, am Puck.

Das Spielniveau stieg im Vergleich zu Spieler-Gagen minimal und half nur drittklassigen Legionären, aber weder der Liga noch dem Team. Da gleichzeitig die Einbürgerungswelle (Stichwort: Austro-Kanadier) endete, sind internationale Träume endgültig vorbei. Den Beweis dafür erbrachte das Team bei der WM 2005 (Abstieg) und jetzt erneut. Ohne Ausnahmekönner wie Thomas Vanek – er verließ Österreich als 14-Jähriger, um den Sport zu lernen – wird das Team nie um die Top 8 spielen, sondern stets um den Klassenerhalt kämpfen.

In der Stunde der Niederlage forderte Verbands-Boss Dieter Kalt die Klubs, die nach mehr Fachkräften aus dem Ausland schreien, zum Umdenken auf. „Wenn wir nicht die eigenen Leute forcieren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir international weg vom Fenster sind.“ Allerdings: Von wem sollen Cracks denn lernen, wenn nicht von (guten) Legionären? Und: Setzt sich ein Österreicher nicht gegen einen Legionär durch, ist er dann nicht ohnehin zu schwach für Liga und Team? Wer schult die Referees, sodass Fouls richtig geahndet und konsequent verfolgt werden?

Für Unverständnis sorgt auch ein weiteres, unglaubliches Detail: Andre und Philippe Lakos verschliefen Mittwoch das Team-Training, aber aufgeweckt hat sie auch keiner! Warum? Wieso? Gibt es kein Team-Management? Daher ist die Konsequenz irgendwie nachvollziehbar, sie wurden nicht nach Hause geschickt. Es fährt ja ohnedies bald die ganze Mannschaft wieder heim...

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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